Viele Anleger denken lange über das Kauf einer Aktie nach. Doch sie machen sich keine Gedanken über den Ausstieg. Dabei ist der Aktienverkauf entscheidend – erst dann haben Sie den Gewinn tatsächlich auf Ihrem Konto. Hier ist das Stop-Loss-Limit ein nützlicher Helfer.
Was ist das Stop-Loss-Limit?
Eine Stop-Order hilft Ihnen bei der Gewinnmitnahme. Außerdem kann sie Verluste begrenzen, sollte sich die Aktie schlechter als erwartet entwickeln. Das Limit wird automatisch vom System ausgeführt. Natürlich legen Sie den Verkaufskurs selber fest. Es gibt nur eine kleine Regel: Der Kurs muss sich immer unterhalb des aktuellen Wertes befinden.
Beispiel: Die Aktie notiert bei 78,45 Euro. Als Stop-Loss-Limit können Sie 78,10 Euro oder auch 47,30 Euro eintragen. Der genaue Wert bleibt Ihnen überlassen.
Der größte Vorteil dieser Strategie ist die Automatisierung. Die meisten Anleger scheitern an ihrem Kopf: “Nein, ich verkaufe nicht, bald wird es steigen!” Fünf Wochen später ist die Aktie um 20 Prozent gefallen. Mit einer Stop-Order müssen Sie sich keine Gedanken machen, da der Verkaufskurs klar festgelegt ist. Das Gehirn verfällt nicht in Zocker-Laune.
Die Stop-Loss-Order ist keine Kursgarantie. Theoretisch kann der Aktienverkauf zu einem tieferen oder höheren Kurs erfolgen. Bei Firmen mit hohen Umsätzen fällt die Abweichung minimal aus.
Wo setze ich eine Stop-Order?
Eine durchdachte Strategie zahlt sich aus. Das Limit darf nicht willkürlich gewählt sein. Sonst dreht der Kurs genau an Ihrem Verkaufskurs. Erfahrene Börsianer sagen, dass das Stop-Limit “abgeholt” wurde. Tiefe Verkaufsorders führen zu enormen Verlusten.
Faustregel: Ein gesetztes Stop-Loss-Limit wird niemals nach unten korrigiert. Sonst fängt der Kopf an zu zocken – das ist kein seriöser Börsenhandel.
Nun geht es direkt zu den Strategien!
1. Einstandskurs
Sobald die Aktie fünf bis zehn Prozent gestiegen ist, ziehen Sie das Stop-Limit auf den Kaufkurs nach. Auf den ersten Blick hört sich das nach einer schlauen Strategie an. So können Sie keine Verluste mehr machen. Vor allem Anfänger wenden diese Methode an.
Beispiel: Der Anleger kauft eine Aktie für 58,60 Euro. Sie steigt auf 62,50 Euro und er legt das Limit auf 58,60 Euro fest. Nun kann der Händler ruhig schlafen, denn Verluste sind quasi ausgeschlossen.
In der Praxis ist von dieser Strategie abzuraten. Der Kurs kann kurzzeitig einbrechen, wie es beim Frankenschock (2015) oder dem Brexit (2016) der Fall war. Besser ist eine charttechnische Unterstützung. Was das ist, erfahren Sie in den nächsten Punkten.
2. Gleitender Durchschnitt
Ein Aktienkurs bewegt sich auf und ab. Dabei bildet er Unterstützungen heraus. Das sind markante Kurse, bei denen die Aktie wieder nach oben gestiegen ist. Sehen Sie sich den Chart auf einer Plattform wie Guidants an. Das ist ein kostenloses Tool zur Chartanalyse. Einige Banken bieten Ihnen gratis Aktienkurse an.
So gehen Sie vor:
- Der Zeitrahmen sollte die letzten 5 Jahre umfassen.
- Wählen Sie den Kerzenchart (Candlesticks) aus. Als Zeiteinheit ist “1 Tag” zu empfehlen.
- Fügen Sie einen Gleitenden Durchschnitt ein. Die 200-Tage-Linie (GD 200 oder EMA 200) ist der prominenteste Vertreter.
- Vergleichen Sie den Aktienkurs mit dem GD 200. Wie weit ist er von der Linie entfernt? Setzen Sie das Stop-Loss-Limit ein paar Prozent unter diese Linie. Befindet sich der Kurs aktuell darunter, gilt das als negatives Vorzeichen.
Beispiel: Die Aktie notiert bei 148,50 Euro. Der GD 200 zeigt einen Wert von 127,30 Euro an. Deshalb entscheiden Sie sich für ein Stop-Limit von 120,94 Euro (5 Prozent Toleranz).
3. Hoch- und Tiefkurse
Die 200-Tage-Linie lässt sich bequem in den Aktienchart einfügen. Etwas komplizierter ist das Stop-Loss-Limit mit Unterstützungen. Wie hat sich der Kurs in den letzten 5 Jahren bewegt? Das ist die Grundfrage bei dieser Methode. Sehen Sie sich die Bewegungen an und markieren Sie markante Wendepunkte. Am besten drucken Sie den Chart in Papierform aus. Die erste Analyse wird etwas Zeit in Anspruch nehmen. Doch danach geht es immer schneller.
Beispiel: Der Aktienkurs liegt bei 38,20 Euro. Vor 3, 18 und 27 Monaten ist er bei 32,10 Euro nach oben abgeprallt. Einmal fand ein Durchbruch nach unten statt, der zu einem Kurswert von 17,40 Euro führte. Daher legen Sie das Stop-Loss-Limit auf 30,50 Euro fest. Die Toleranz beträgt auch hier fünf Prozent.
4. Nachziehen
Was tun bei steigenden Aktienkursen? Das Stop-Loss-Limit rückt weit in die Ferne. In diesem Fall bietet sich das Nachziehen des Limits an. Wählen Sie eine höhere charttechnische Unterstützung aus. Alternativ können Sie einen Trailing-Stop-Loss setzen. Der Computer zieht das Stop-Limit automatisch an.
Beispiel: Die Aktie steht bei 67,50 Euro. Der Kauf ist bei 48,30 Euro erfolgt. Da der Kurs weit entfernt ist, ziehen Sie das Stop-Limit auf die Unterstützung bei 58,60 Euro nach.
Beim Trailing-Stop-Loss zählt die absolute oder prozentuale Differenz. Im oberen Beispiel sollen es 15 Euro sein. Das Wertpapier steigt von 67,50 Euro auf 82,30 Euro weiter. Der Trailing-Stop erhöht sich auf 67,30 Euro. Nun fällt die Aktie auf diesen Wert, weshalb der Verkauf erfolgt.
Fazit
Versuchen Sie das Stop-Loss-Limit mit der Charttechnik zu setzen. So können Sie Ihre Gewinne absichern und profitieren vom psychologischen Vorteil. Anfangs kostet es ein wenig Zeit, sich in das Börsenwissen einzuarbeiten. Langfristig ist dieser Aufwand eine lohnende Investition. Wie sagte einst der US-amerikanische Unternehmer John D. Rockefeller trefflich:
“Es ist oft klüger ein paar Stunden über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat für Geld zu arbeiten.“